Augen der Großstadt
von Theobald Tiger
Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn Du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen: da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter: Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
was war das? vielleicht dein Lebensglück …
vorbei, verweht, nie wieder. Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen. Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast's gefunden,
nur für Sekunden … Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
was war das? kein Mensch dreht die Zeit zurück …
vorbei, verweht, nie wieder. Du musst auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern. Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein …
Es sieht hinüber
und zieht vorüber … Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
was das war? Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.
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